Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) by Colfer Eoin

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition) by Colfer Eoin

Autor:Colfer, Eoin [Colfer, Eoin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2014-02-27T16:00:00+00:00


KAPITEL SIEBEN

In jedem Noir-Krimi, den ich je gelesen habe, gibt es eine Stelle, wo der Detektiv nach einer Prügelei wieder zu sich kommt. Diese Stellen haben mir nie gefallen, weil manche Schriftsteller ihre Sache viel zu gut machen und diese Szenen einem Mann wie mir, der so häufig Prügel bezogen hat, dass man ihm was vom IQ abziehen müsste, viel zu sehr unter die Haut gehen. Ich schwöre, ich war ein begabtes Kind, liege aber dank Taser, Gummigeschossen, K. O.-Tropfen, Stahlkappenstiefeln und nun auch einem gottverdammten Dildo kaum noch über dem Durchschnitt. Irgendwann spielten auch mal hohe Hacken und eine Wendeltreppe eine Rolle, aber ich kenne niemanden so gut, als dass ich ihm diese Geschichte erzählen würde. Niemals würde ich mich freiwillig im Zirkus hypnotisieren lassen, ich könnte ja was ausplaudern.

Aufwachen ist jedes Mal anders. Mal geht’s schnell, mal langsam. Einfach oder so verdammt schwer, dass man lieber tot wäre. Manchmal ist der Schmerz so ungeheuerlich, dass man das Gefühl hat, er sei unendlich wie das Universum. Und so wird es diesmal werden, ich weiß es. Drogen und Dildohiebe? Das kann nur ein Alptraum sein.

Ich merke, wie ich zu mir komme, was mich einerseits freut, weil ich nicht tot bin, andererseits aber würde ich lieber da unten in der schönen kühlen Dunkelheit verweilen, ohne Netzempfang. Mein Unterbewusstes hat aber das Kommando übernommen und ein paar rote Flaggen entdeckt, weshalb es wie ein Taucher ohne Sauerstoffzufuhr Notsignale an mein Bewusstsein sendet, um an die Oberfläche gezogen zu werden.

Ich höre ein Kreischen, das von einem großen Vogel stammen könnte, vielleicht eine besondere Amazonas-Spezies, und mein Körper wird energisch durchgeschüttelt. Reite ich auf einem riesigen Amazonas-Vogel? Kann das sein? Wie konnte es dazu kommen? Ich höre auf, mir wegen des Vogels Sorgen zu machen, als ich merke, dass ich nicht atmen kann. Stellen Sie sich vor, wie panisch unser Freund, der sauerstofflose Taucher, reagieren würde, sollte er an die Oberfläche gelangen, nur um festzustellen, dass sich auch in der Atmosphäre keine Luft zum Atmen findet. So fühle ich mich jetzt. Panik und Schmerz treiben mich an. Wieso wusste ich es nicht zu schätzen, damals, als ich noch frei atmen konnte und keine Schmerzen hatte?

Meine Lider öffnen sich, erlauben meinen Augäpfeln anzuschwellen und hervorzutreten. Bitte keine Fotos. Ich befinde mich auf dem Rücksitz eines Wagens, der auf die seitlichen Begrenzungstonnen der Autobahn zuschleudert. Das Kreischen ist das Protestgeheul der vier Reifen, die für Seitensprünge nicht gemacht sind. Vor mir sehe ich zwei vertraute Hinterköpfe, deren Besitzer panisch aufschreien und sich gegenseitig wie zwei Kindergartenmädchen im Sandkasten verhauen. In den rechten Seitenfenstern hängt die Kühlerhaube eines Hummer, der uns gerammt hat. Ich weiß nicht mal mehr, wer mich jetzt umbringen will. Vermutlich sämtliche Insassen beider Fahrzeuge.

Aber es ist mir auch völlig egal. Erst mal will ich nur atmen. Witzig ist das schon lange nicht mehr. Warum kriege ich keine Luft?

Ich taste mit einer meiner gefesselten Hände an meine Kehle und merke, dass mir der Sicherheitsgurt auf den Adamsapfel drückt.

Wahrscheinlich schnürt dir der Gurt die Kehle zu, du Genie.



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